Zeitbrief Nr. 68

 


Willkommen beim 68. my_time Zeitbrief – November 2005
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zeitbrief@zeitbalance.de

» Inhalt

» Editorial
» Zeitnotizen und -gedanken
» Der 1. Satz
» Zeit und Welt
» Lesezeit wählen
» Zeit ohne Erscheinungen
» Zeitgedicht
» Dichter zur Zeit
» my_time
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» Editorial

Wenn wir unter Streß leiden, wünschen wir uns zumeist erst einmal Ruhe
und Gelassenheit. Es gibt eine gute Art, gekonnt mit Streß umzugehen,
die auf zwei weitere wünschenswerte Zustände setzt: einmal die Stärke,
selbst und mit den eigenen Zielen präsent zu sein, zum anderen Freude
und Humor, um das Ganze auch 'mal von der heiteren Seite sehen
zu können.

Jede/r hat aus seinem Leben angenehme und eindrucksvolle Erinne-
rungen an wesentliche Momente, wo sie oder er ganz gelassen, ganz
stark oder voller Humor gewesen ist.

Wenn Sie sich im Streß vorstellen, in der Mitte eines Dreiecks aus
solchen erinnerten Momenten zu stehen, dann haben Sie die Wahl,
was davon Sie im Augenblick am besten unterstützen könnte:
Gelassenheit, Stärke oder Humor.

Eine schöne vorweihnachtliche Zeit bis zum nächsten -brief wünschen

Wolfgang Hamm, Anja und Hans D. Brandhoff
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» Zeitnotizen und -gedanken

'Jahrhunderte vergehen geschwind; Jahre und Stunden brauchen Zeit.'
(Werner Bergengruen)

'In den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüngling;
Still, auf gerettetem Boot, treibt in den Hafen der Greis.'
(Friedrich Schiller)

'Unsere Zeit ist so aufregend, dass man die Menschen eigentlich nur mehr
durch Langeweile schockieren kann.'
(Samuel Beckett)
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» Der 1. Satz – Buchanfänge

'An diesem Morgen steigt Dao-Sheng wie vorgesehen
vom Berg herab.'
(François Cheng: Die allzu kurze Ewigkeit)

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» Zeit und Welt

'Unsere Sprache hat für den Begriff Zeit verschiedene Ausdrücke,
jenachdem der Abschnitt derselben ein grösserer oder kleinerer ist.
Vorerst das Wort Zeit selbst, d. i. die vorschreitende, fortrückende,
dem gegenüber Weile als die ruhende Zeit gilt.

Gothisch drückt auch mêl, unser mal Zeit, Stunde aus; es ist ursprüng-
lich Zeichen und wurde vom Raum auf die Zeit übertragen. Dieselbe
Vorstellung der Ruhe, wie bei Weile, liegt auch bei Stunde zu Grund,
denn es ist abgeleitet von standan, stehen; ebenfalls bei dem althoch-
deutschen stulla, welches mit stille zusammenhängt, während bei dem
Ausdruck für den kürzesten Zeitabschnitt wieder die Bewegung hervor-
bricht: Augenblick ist die Zeit, welche das obere Augenlid gebraucht,
um sich mit dem untern zu verbinden.

So ist denn Zeit die gross und gewaltig dahin rollende Woge, Augen-
blick gleichsam der Tropfen, der in ihrem Rollen emporgeworfen wird,
um sich sogleich wieder mit ihr zu vereinigen. Eine längere Dauer der
Zeit drücken wir durch Alter aus, welches oft auch mit Zeit verbunden
wird: Zeitalter, und ehedem mit wër, der Mann, verbunden das Wort
Wëralt (Zeitalter der Männer) bildete, welches umgekehrt, wie mal aus
dem Raum in die Zeit überging, aus der Zeit in den Raum übergehend,
unser Welt wurde.'

(Johann Wilhelm Wolf, 1817-1855; aus: Die deutsche Götterlehre)
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» Lesezeit wählen

Was ist der Global Marshall Plan? Und wenn ich ihn unterstützen will,
was kann ich tun? Möchten Sie, um eine Antwort zu bekommen, eine
Minute, fünf Minuten oder zwei Stunden lang lesen?

Die Macher der Website www.globalmarshallplan.org haben ihre
Botschaft in verschieden lange Informationshäppchen vorstrukturiert,
um den interessierten Surfer wählen zu lassen, wie lange er sich
damit beschäftigen will.

Die Site setzt sich für eine Welt in Balance ein – ein Anliegen,
das in großen Zeiträumen denkt und mindestens drei Minuten
Lesezeit wert ist.

http://www.globalmarshallplan.org/index_ger.html
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» Zeit ohne Erscheinungen

'1. Die Zeit ist kein empirischer Begriff, der irgend von einer Erfahrung
abgezogen worden. Denn das Zugleichsein oder Aufeinanderfolgen
würde selbst nicht in die Wahrnehmung kommen, wenn die Vorstel-
lung der Zeit nicht a priori zum Grunde läge. Nur unter deren Vor-
aussetzung kann man sich vorstellen, daß einiges zu einer und der-
selben Zeit (zugleich) oder in verschiedenen Zeiten (nacheinander) sei.

2. Die Zeit ist eine notwendige Vorstellung, die allen Anschauungen
zum Grunde liegt. Man kann in Ansehung der Erscheinungen über-
haupt die Zeit selbst nicht aufheben, ob man zwar ganz wohl die
Erscheinungen aus der Zeit wegnehmen kann. Die Zeit ist also
a priori gegeben. In ihr allein ist alle Wirklichkeit der Erscheinungen
möglich. Diese können insgesamt wegfallen, aber sie selbst als die
allgemeine Bedingung ihrer Möglichkeit, kann nicht aufgehoben
werden.'

(Immanuel Kant, 1724-1804)
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» Zeit-Gedicht

60. Sonett

Wie Well' auf Welle an den Felsenstrand,
So eilen die Minuten an das Ziel;
Bald schwillt die eine, wo die andre schwand,
Und weiter rauscht's im ewig regen Spiel.

Das junge Leben, schön im Morgenrot,
Naht still der Reife, doch von ihr gekrönt,
Ist schon sein Glanz von Finsternis bedroht,
Und es verheert die Zeit, was sie verschönt.

Die Zeit zerfetzt der Jugend buntes Kleid
Und schlägt die Furchen in der Schönheit Stirn,
Und über all der seltnen Herrlichkeit

Hör' ich bereits des Todes Sense klirrn.
Doch hält mein Lied für alle Zukunft stand,
Mit deinem Ruhm trotzt es der Zeiten Hand.

(William Shakespeare; übersetzt von Max Josef Wolff)
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» Dichter zur Zeit

'Es gibt zwei menschliche Hauptsünden, aus welchen sich alle andern
ableiten: Ungeduld und Lässigkeit. Wegen der Ungeduld sind sie aus
dem Paradiese vertrieben worden, wegen der Lässigkeit kehren sie nicht
zurück. Vielleicht aber gibt es nur eine Hauptsünde: die Ungeduld.
Wegen der Ungeduld sind sie vertrieben worden, wegen der Ungeduld
kehren sie nicht zurück.

Wir sind, mit dem irdisch befleckten Auge gesehn, in der Situation von
Eisenbahnreisenden, die in einem langen Tunnel verunglückt sind, und
zwar an einer Stelle, wo man das Licht des Anfangs nicht mehr sieht,
das Licht des Endes aber nur so winzig, daß der Blick es immerfort
suchen muß und immerfort verliert, wobei Anfang und Ende nicht
einmal sicher sind. Rings um uns aber haben wir in der Verwirrung
der Sinne oder in der Höchstempfindlichkeit der Sinne lauter Ungeheuer
und ein je nach der Laune und Verwundung des Einzelnen entzückendes
oder ermüdendes kaleidoskopisches Spiel.

Was soll ich tun? oder: Wozu soll ich es tun? sind keine Fragen dieser
Gegenden.'

(Franz Kafka)
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» my_time

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