Zeitbrief Nr. 57

 


Willkommen beim 57. my_time Zeitbrief - Dezember 2004
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zeitbrief@zeitbalance.de

» Inhalt

» Editorial
» Zeitnotizen und -gedanken
» Der 1. Satz
» Hörzeit
» Zeit anhalten
» Zeit-Ebenen
» Zeitgedicht
» Dichter zur Zeit
» my_time
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» Editorial

Dies ist nun der letzte Zeitbrief des Jahres 2004. Wir danken
allen Leserinnen und Lesern, die uns bis hierher begleitet haben
und wünschen Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und einen
angenehmen Weg in das kommende Jahr.
Wir lesen uns wieder im Januar 2005!

Eine schöne Zeit bis zum nächsten -brief wünschen

Wolfgang Hamm, Anja und Hans D. Brandhoff
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» Zeitnotizen und -gedanken

'Liebe ist Vorwegnahme des Endes im Anfang, daher Sieg über
das Vergehen, über die Zeit, also über den Tod.'
(Hugo von Hofmannsthal)

'Die Zeit ist die Quelle der Poesie. Der Blick in die Vergangenheit
ist ein Stich ins Herz, der die poetische Ader öffnet.'
(Ludwig Feuerbach)

'Nur dem Anschein nach ist die Zeit ein Fluß. Sie ist eher eine
grenzenlose Landschaft, und was sich bewegt, ist das Auge
des Betrachters.'
(Thornton Wilder)
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» Der 1. Satz - Buchanfänge

'Schon als der Omnibus losfuhr, fing das kleine Mädchen an, sich nach
den Steinen und dem Meer zu sehnen, und die Sehnsucht wurde noch
schmerzlicher, nachdem man dorthin gekommen war, wo das Gras
wächst, die Vögel singen, der Fluß fließt und die Sonne auf Teichen
und Mooren glitzert.'

(Gudbergur Bergsson: Der Schwan)
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» Hörzeit

'Die Sache scheint zunächst sehr einfach: wir hören die Melodie, d. h.
wir nehmen sie wahr, denn Hören ist ja Wahrnehmen. Indessen, der
erste Ton erklingt, dann kommt der zweite, dann der dritte usw. Müssen
wir nicht sagen: wenn der zweite Ton erklingt, so höre ich ihn, aber ich
höre den ersten nicht mehr usw.?

Ich höre also in Wahrheit nicht die Melodie, sondern nur den einzelnen
gegenwärtigen Ton. Daß das abgelaufene Stück der Melodie für mich
gegenständlich ist, verdanke ich - so wird man geneigt sein zu sagen
- der Erinnerung; und daß ich, bei dem jeweiligen Ton angekommen,
nicht voraussetze, daß das alles sei, verdanke ich der vorblickenden
Erwartung.

Bei dieser Erklärung können wir uns aber nicht beruhigen, denn alles
Besagte überträgt sich auch auf den einzelnen Ton. Jeder Ton hat
selbst eine zeitliche Extension, beim Anschlagen höre ich ihn als jetzt,
beim Forttönen hat er aber ein immer neues Jetzt, und das jeweilig
vorausgehende wandelt sich in ein Vergangen.

Also höre ich jeweils nur die aktuelle Phase des Tones, und die Objek-
tivität des ganzen dauernden Tones konstituiert sich in einem Aktkonti-
nuum, das zu einem Teil Erinnerung, zu einem kleinsten, punktuellen
Teil Wahrnehmung und zu einem weiteren Teil Erwartung ist.'

(Edmund Husserl, Philosoph, 1859-1938)
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» Zeit anhalten

'Die Woche ist schon wieder fast zu Ende, die Tage vergehen wie im
Flug - je älter man wird, desto schneller verrinnt die Zeit, heißt es.
Doch warum ist das so?

Dinah Avni-Babad und Ilana Ritov von der Hebrew University in
Jerusalem sind der Frage nachgegangen. Sie konnten in mehreren
Studien zeigen, dass Zeit, die man mit Routinetätigkeiten verbringt,
kürzer erscheint als Zeitspannen, in denen viel Neues passiert
(Psychology Today, 6/2004).

Routine könne man sich als eine gerade Linie im Gedächtnis
vorstellen, während neue Erlebnisse "Zacken" und Umwege
verursachten, erklärt Avni-Babad.

In der Gleichförmigkeit des Alltags geschieht vieles automatisch, an
bestimmte Aktivitäten kann man sich kaum erinnern. Welche Socken
habe ich an? Wem bin ich auf der Weg zur Arbeit begegnet?
Ungewohnte Erfahrungen hingegen bleiben im Gedächtnis haften.

Entsprechend erscheint die Zeitspanne bei ereignisreichen Tagen
länger: Man erinnert sich nicht an eine einzelne Begebenheit,
nämlich "die Routine", sondern eine Fülle neuer Eindrücke.

Je älter man wird, desto mehr Lebenserfahrung hat man - und
desto weniger Ereignisse sind neu und unbekannt. Der Alltag
erscheint als Nulllinie in unserer Erinnerung.

Wer also die Zeit "anhalten" will, kann sich immer wieder neuen
Erfahrungen aussetzen: "Rüttle dein Leben wach", empfiehlt
Dinah Avni-Babad.'

(Christine Seiger in Psychologie heute 11/2004)
http://www.psychologie-heute.de/rs/rueck_o/frames/n_ru0411.html?/rs/rueck_o/p0411_h/tut.php
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» Zeit-Ebenen

'Man muß letztlich alle drei Ebenen, die natürliche, die gesellschaftliche
und die individuelle, in die Analyse einbeziehen, das auf ihnen vorhan-
dene Wissen über die Zeitproblematik verknüpfen und ihr Wechselver-
hältnis aufzeigen, um zu einem angemessenen Verständnis der "Zeit"
zu kommen.

Die Frage nach der Zeit kann nicht lauten, ob sie subjektiv oder objektiv
sei oder was ihre subjektiven oder objektiven Momente seien, sondern
wie, aufbauend auf den natürlichen Gegebenheiten, der Begriff "Zeit"
in Gesellschaften gebildet wird, welche Funktion das jeweilige Zeitkon-
zept in ihnen hat und wie dieses Konzept vom Individuum zu einer kon-
kreten Auffassung, einem konkreten Bewußtsein von der Zeit verarbei-
tet wird.'

(Thomas Heinrichs, Philosoph, *1963)
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» Zeit-Gedicht

Jetzt und immer

Seit wann du mein - ich weiß es nicht;
was weiß das Herz von Zeit und Raum!
Mir ist, als wär's seit gestern erst,
daß du erfülltest meinen Traum,

mir ist, als wär's seit immer schon,
so eigen bist du mir vertraut:
so ewig lange schon mein Weib,
so immer wieder meine Braut.

(Richard Dehmel)
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» Dichter zur Zeit

''Große Dinge ereignen sich nicht mittags um zwölf Uhr zehn.
Sie wachsen langsam.'

(Kurt Tucholsky)
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» my_time

Nächstes offenes Zeitbalance-Seminar: September 2005 (geändert!)
im Luisenhof Visselhövede, http:/www.seminarhotel-luisenhof.de

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