Zeitbrief Nr. 54

 


Willkommen beim 54. my_time Zeitbrief – September 2004
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zeitbrief@zeitbalance.de

» Inhalt

» Editorial
» Zeitnotizen und -gedanken
» Der 1. Satz
» Zeit für sich
» Eiskalte Zeit
» Obligationszeit
» Dichter zur Zeit
» my_time
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» Editorial

Arbeitsmediziner wissen, daß etwa 40 Prozent der Streßerscheinungen
in westlichen Ländern nicht auf Überforderung zurückzuführen sind,
sondern auf Unterforderung - z. B. durch eintönige Arbeit oder
Arbeitslosigkeit.

Weg vom Streß und hin zu innerer und äußerer Balance kann man
allerdings von beiden Seiten aus gelangen. Die alte Weisheit "Carpe
diem – nutze den Tag“ möchte uns erinnern, daß wir täglich etwas
tun, das für uns ganz persönlich eine Qualität hat, einen individuellen
Sinn erfüllt.

Eine schöne Zeit bis zum nächsten -brief wünschen

Wolfgang Hamm, Anja und Hans D. Brandhoff
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» Zeitnotizen und -gedanken

'Laß´ andere darüber klagen, daß unsere Zeit böse sei; ich klage
darüber, daß sie armselig ist, denn sie ist ohne Leidenschaft.'
(Søren Kierkegaard)
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» Der 1. Satz – Buchanfänge

'Da hast du ja jetzt deinen Traum.'
(Frank McCourt: Ein rundherum tolles Land)

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» Zeit für sich

'Für mich ist es eine sehr erhellende Einsicht gewesen, eines Tages
beim Nachdenken über das Verhältnis der verschiedenen Uhren
zueinander zu kapieren, dass von allen bekannten physischen
Uhren - so ist jedenfalls mein Informationsstand - jede völlig für
sich läuft.
Ihre Koppelung ist nur über den menschlichen Geist zu vollziehen,
der die abstrakte Zeitdimension erfunden und so eine gegen jede
andere zugängliche Uhr messen oder gegebenenfalls richten kann.
Aber der das Verhältnis zwischen zweien bestimmende Quotient
sagt in keiner Weise irgendetwas aus über den sachlichen
Zusammenhang zwischen den beiden Uhren. Anders gesagt:
eine Superuhr aller andern ist so wenig auszumachen wie eine
allseitige Koppelung.'

(Prof. Dr. Alfred Lang)
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» Eiskalte Zeit

'Wenn Sie als künftige Überwinterer den 60. Breitengrad überqueren,
ändert sich Ihr Zeitgefühl. Sie haben für 15 Monate alles Gewohnte
hinter sich gelassen, die andauernde Helligkeit tut ihr übriges.
Plötzlich finden Sie sich nachts um 4 bei strahlender Sonne unter
dem Backbordlüfter der "Polarstern" wieder und erklären Zeit für
abgeschafft.

Nördlich des 60. gilt Zeit gemeinhin als gleichmäßiger, mit Uhren
zu messender, Fluß. Spätestens seit John Harrison 1733 den
Schiffschronometer als erste tragbare Präzisionsuhr erfand, haben
wir uns daran gewöhnt. Überwinterer auf Neumayer wären,
nachdem die Sommergäste abgelegt haben, für neun Monate
von Uhren unabhängig, wenn es nicht die vielfältigen Möglich-
keiten gäbe, mit dem Rest der Welt zu kommunizieren.

Angenommen, unsere Bosse in Bremerhaven müßten uns in ein
völlig autarkes Dasein verabschieden, unsere Tage wären mittel-
alterlich von Schlaf - und Essgewohnheiten strukturiert. Wenn
sich unser aller Schlafrhythmus schlagartig um 12 Stunden
verschöbe, wir in unserer Röhre würden es nicht merken, schon
gar nicht im Winter. Wir würden ganz selbstverständlich zur
Tagesschau frühstücken. Ein kurzes Zeitmaß wäre uns egal und
Uhren hier so wertlos wie Bargeld.

Trotzdem wären wir natürlich daran interessiert, den Fortlauf
unserer Überwinterung zu messen. Irgendwann, so schön es
hier ist, wollen auch wir wieder nach Hause. Die Unterscheidung
der Jahreszeiten wäre uns zu grob und Vegetation gibt es nicht.
Wie also könnten wir den Zeitverlauf mit hiesigen Mitteln sichtbar
machen?'

(Aus dem ATKA EXPRESS, der Zeitung der Neumayer-Station/Antarktis
http://www.awi-bremerhaven.de/atkaexpress/)
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» Obligationszeit

'Für die Zukunft zeichnet sich eine historisch neue Zeitbudget-Entwick-
lung ab: die Erfüllung obligatorischer Alltagsaufgaben kann mehr Zeit
in Anspruch nehmen als die Erwerbstätigkeit. Die sogenannte Obli-
gationszeit muss dann immer mehr mit Do-it-yourself und Selber-
machen (statt bezahlter Handwerksarbeiten) sowie mit der systema-
tischen Pflege von Kontakten und sozialen Beziehungen ausgefüllt
werden.

Opaschowski: „Von Zeitwohlstand haben die Menschen früher ge-
träumt; mit Zeitnot wachsen sie jetzt auf.“ Was bisher nur für die
Berufsarbeit galt, wird nun auch von der privaten Lebenszeit gefordert:
Produktivität und Nützlichkeit. Und das heißt konkret: Familienfürsorge,
Lebensstandardsicherung und Gesundheitserhaltung.

Hinter der neuen Sehnsucht nach Zeitwohlstand verbirgt sich der alte
Traum vom guten Leben – jenseits von Onlineshopping, Telebanking
und Last-Minute-Reisen. Insbesondere Familie und Kindererziehung
setzen dem persönlichen Freizeithunger enge Grenzen. Deshalb
unterscheiden vor allem Frauen deutlich zwischen Familienfreizeit
und „persönlicher Freizeit“, die sie für sich ganz allein haben wollen
und nicht nur mit Partner und Kindern teilen müssen.'

(Aus der aktuellen Analyse „Zeitwohlstand“ des BAT-Instituts. Mehr:
http://www.bat.de/_default/_a/16qbhw3/_default/Aktuell.PublikationDetail?FE=0&CID=2918743&CE=0)
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» Zeit-Gedicht

Das Karussell

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur daß er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.
Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand,
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elefant.
Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgendwohin, herüber -

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und das geht hin und eilt sich, daß es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil -.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose Spiel ...

(Rainer Maria Rilke über die Kindheit – das Land,
das lange zögert, eh es untergeht)
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» Dichter zur Zeit

'In Amerika hat jeder für jeden Zeit, solange sich der kurz faßt; in
Frankreich ist es gar nicht so schwer, zu den maßgebenden Männern
Zutritt zu bekommen; in England denken die Leute an ihre Sache und
nicht immer an ihre Person und bestimmt nicht an eine Hahnenwürde;
bei uns zu Lande ist es wunder was für eine Geschichte, mit einem
besser bezahlten Mann 'persönlich' zu sprechen.'

(Kurt Tucholsky)
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» my_time

Nächstes offenes Zeitbalance-Seminar: 28.-29.Oktober 2004
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