Zeitbrief Nr. 46

 

Willkommen beim 46. my_time Zeitbrief – Januar 2004
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» Inhalt

» Editorial
» Notizen zur Zeit
» Der 1. Satz
» Zeitgedanken
» Zeit-Gedicht
» my_time

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» Editorial

Herzlich willkommen in 2004 sagen wir heute mit einem etwas längeren,
sehr schönen Zeit-Gedicht von Eugen Roth. Auch im neuen Jahr freuen
wir uns auf und über Ihre Anregungen, Wünsche und Kommentare zum
Zeitbrief.

Die Rubrik „Instant story“ findet mit der nächsten Ausgabe eine Nach-
folgerin: „Dichter zur Zeit“ mit Zitaten von Schriftstellern und Dichtern;
den Anfang macht Kurt Tucholsky mit treffenden Zeit-Bemerkungen.

Eine schöne Zeit bis zum nächsten -brief wünschen

Wolfgang Hamm, Anja und Hans D. Brandhoff
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» Notizen zur Zeit

'Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang.'
(Johann Wolfgang von Goethe; Faust)
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» Der 1. Satz – Buchanfänge

'„Vor ein paar Jahren kaufte Christian eine Arztpraxis in einer ländlichen
Gemeinde in Himmerland, einem der Landstriche Dänemarks, wo
Fischreiher mit langsamen weitausholenden Flügelschlägen aufsteigen,
wenn man auf einer der schmalen kurvigen Straßen unterwegs ist, die
zwischen Rispengras und Schwingel dahinrollen.“
(Ida Jessen: Wie ein Mensch)

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» Zeitgedanken

'Wie schön aber müßte es sein, mit gesammelter Kraft und mit der
ganzen Macht der Erfahrung zu studieren! Sich auf eine Denkaufgabe
zu konzentrieren! Nicht von vorn anzufangen, sondern wirklich fort-
zufahren; eine Bahn zu befahren und nicht zwanzig; ein Ding zu tun
und nicht dreiunddreißig. Niemand von uns scheint Zeit zu haben,
und doch sollte man sie sich nehmen. Wenige haben dazu das Geld.
Und wir laufen nur so schnell, weil sie uns stoßen, und manche auch,
weil sie Angst haben, still zu stehen, aus Furcht, sie könnten in der
Rast zusammenklappen - -'

(Kurt Tucholsky)
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» Zeit-Gedicht

Mensch und Zeit

Ein Mensch west, vorerst nur im Traum,
im All, noch ohne Zeit und Raum.
Doch sieh, schon drängt's ihn in die Furt
des Stroms ans Ufer der Geburt.
Und eh er noch ein Erdengast,
hat ihn die Zeit bereits erfaßt.
Der erste Blick, der erste Schrei -
schon ist ein Quentchen Zeit vorbei,
und was von nun an kommt, das ist
nur Ablauf mehr der Lebensfrist,
von deren Dauer er nichts weiß:
Ob er als Kind stirbt oder Greis -
geboren ist er jedenfalls.
Entrückt der Ewigkeit des Alls.
Geburtsjahr, Tag und Stunde wird
von Standesamte registriert.
Der Mensch, merkt er's auch erst nur wenig,
er ist der Zeit jetzt untertänig.

Noch haben - später geht's geschwinder -
ja noch viel Zeit die kleinen Kinder.
Wie ist ein solcher Tag noch lang,
von Sonnenauf- bis Untergang!
Denn Zeit beginnt ja erst zu eilen,
zwingt uns die Pflicht, sie einzuteilen.
Dem Kind, das glücklich doch im Grunde,
schlägt, nach dem Sprichwort, keine Stunde
als die, wo's heißt: "Für heut ist Schluß!"
Und wo es schlafen gehen muß.

Doch schau, schon steht dem Zeitverschwender
der erste Schultag im Kalender!
Der sanfte Fluß wird jäh zerbrochen
zu Stunden, Tagen und zu Wochen,
es geht der Ernst des Lebens an,
die Kette klirrt: der Stundenplan!
Das Kind, noch arglos von Natur,
lernt bald zu rechnen nach der Uhr
und freut sich an dem Tick-Tack-Tick.
Und doch ist das der Augenblick,
wo es verfällt der schnöden Welt
und ihrer Lüge, Zeit sei Geld.
Die Frist der Unschuld ist verträumt,
schon gilt es: "Keine Pflicht versäumt!"

Zeit - heißt's im Faust - geht schnell von hinnen,
doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen.
Die Zeit, der Reichtum junger Jahre,
wird ausgesprochne Mangelware -
es müßt denn sein, daß einer bliebe
bei jener Zunft der Tagediebe,
die unserm Herrgott einfach stehlen
die Stunden, die dann doppelt fehlen
dem Bürger, der drum wenig Sinn
besitzt für solchen Zeitgewinn.

Die Fleißigen (das sind die meisten!),
die können derlei sich nicht leisten,
weil mit der Zeit, der sie ergeben,
sie um die Wette vorwärts streben.
Die freilich läuft auf flinken Sohlen,
und sie ist nie mehr einzuholen.
An unzerreißbar feinen Fädchen
zieht sie die Knaben und die Mädchen
von Ziel zu Ziel - die Schul' ist aus! -
ins Leben, endlich, geht's hinaus,
das trügerisch so viel verspricht:
Erst sagt es: "Nur Geduld - noch nicht"
Und plötzlich höhnt es uns: "Nicht mehr!"
Das Alter kommt ganz leis daher.
Und, ewig hoffend, bald würd's schöner,
war'n wir nur arme Tagelöhner,
geknechtet ständig von Terminen
und von der Pflicht zum Geldverdienen.

Was waren unsre kleinen Freuden?
Nichts als ein wenig Zeitvergeuden.
Tut uns die Uhr den letzten Schlag,
sind wieder tausend Jahr ein Tag,
und aus der Zeit sind wir entlassen -
Wohin? Kein Sterblicher wird's fassen.

Man wird es in der Zeitung lesen,
im besten Fall, daß wir gewesen.
Die Menschen ungerührt, ja heiter,
Sie leben ohne uns dann weiter.
Sie lieben, hassen, hoffen, raufen,
bis ihre Zeit auch abgelaufen.
So gehn wir, wär'n wir noch so munter,
im Strom der Zeiten alle unter.

Wie traurig wäre dies Ergebnis,
gäb's nicht die Zeit als Glückserlebnis,
und gält's nicht, sich zu rühren wacker:
Die Zeit, sie ist auch unser Acker,
darein noch der geringste Mann
sein Körnlein Gutes streuen kann.
So, wie wir selbst von den entfernten
Vorahnen Fluch und Segen ernten,
im Maß, wie diese einst das Feld
der Zeit bald gut, bald schlecht bestellt
durch die Jahrtausende hindurch,
so müssen wir auch Furch' um Furch'
der Jahre, der vermeintlich schnellen
und doch so dauernden, bestellen.

Nur wenn wir, statt für uns zu raffen,
gemeinsam echte Werte schaffen,
verwandeln wir die flücht'ge Zeit
in eine irdische Ewigkeit,
der ganzen Menschheit zum Gewinn.
Daß diesen hohen Lebenssinn
der Mensch sich in der Zeit bewahre,
sei unser Wunsch zum neuen Jahre.

(Eugen Roth)

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» my_time

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